
Ein persönlicher Weg zu innerer Stärke...
Ich erinnere mich noch genau an die Zeiten, in denen mich ein einziger kritischer Kommentar tagelang aus der Bahn geworfen hat.
Ich war die Königin der Selbstzweifel, Meisterin der gedanklichen Analysespirale und Spezialistin darin, mich für alles verantwortlich zu fühlen. Kritik? Oh, die nahm ich nicht einfach nur an – ich inhalierte sie, zerlegte sie in ihre Einzelteile und suchte verzweifelt nach dem Punkt, an dem ich es hätte besser machen können.
Heute stehe ich an einem anderen Punkt. Ich bin nicht mehr das Blatt im Wind, das sich von jeder Meinung, jedem missbilligenden Blick und jeder spitzen Bemerkung umpusten lässt. Aber dieser Weg war nicht einfach – und genau darüber möchte ich heute sprechen.
Denn ich weiß, dass so viele hochsensible Mütter genau mit diesem Thema kämpfen:
Wie kann ich mit Kritik umgehen, ohne mich selbst infrage zu stellen?
Warum trifft Kritik hochsensible Mütter besonders tief?
Hochsensible Menschen nehmen nicht nur Sinneseindrücke intensiver wahr, sondern auch Stimmungen, Untertöne und unausgesprochene Erwartungen. Wir hören nicht nur die Worte – wir fühlen sie.
Für uns ist Kritik oft nicht einfach nur eine sachliche Rückmeldung, sondern eine emotionale Wucht, die uns mitten ins Herz trifft.
Und dann passiert das hier:
- Der innere Kritiker übernimmt das Steuer – „Stimmt, ich bin nicht gut genug.“
- Die Analysespirale setzt ein – „Warum hat sie das gesagt? Was, wenn sie recht hat? Habe ich etwas falsch gemacht?“
- Die emotionale Überforderung steigt – „Ich kann das nicht mehr! Warum passiert mir das immer wieder?“
Ich kenne diesen Mechanismus in- und auswendig. Er hat mich jahrelang begleitet, mich klein gehalten und mir das Gefühl gegeben, nie genug zu sein. Besonders, wenn ich mit narzisstischen Menschen zu tun hatte –
die Kritik nicht aus Liebe, sondern zur Manipulation nutzen.
Mein Wendepunkt: Die Erkenntnis, dass nicht jede Kritik „meins“ ist
Einer der größten Gamechanger in meinem Leben war die Erkenntnis:
Nicht jede Kritik sagt etwas über mich aus. Manchmal sagt sie mehr über den Kritiker.
Menschen kritisieren oft aus ihren eigenen Unsicherheiten heraus.
Eine Mutter, die dich für deine Erziehungsmethoden kritisiert, kämpft vielleicht selbst mit Unsicherheiten.
Jemand, der deine Arbeit in Frage stellt, fühlt sich möglicherweise von deiner Stärke bedroht.
Das heißt nicht, dass jede Kritik falsch ist – aber sie ist nicht automatisch die Wahrheit.
5 Wege, um mit Kritik umzugehen, ohne dich selbst infrage zu stellen
1. Unterscheide zwischen konstruktiver Kritik und toxischer Kritik
Nicht jede Rückmeldung ist ein Angriff. Frage dich:
- Ist die Kritik sachlich oder abwertend formuliert?
- Kommt sie von jemandem, der mein Bestes will?
- Fühle ich mich nach der Kritik wertgeschätzt oder klein gemacht?
Konstruktive Kritik kann wachsen lassen. Toxische Kritik dient oft nur der eigenen Machtdemonstration.
2. Setze klare Grenzen – auch innerlich
Früher habe ich mich oft in Diskussionen verwickeln lassen, um zu „beweisen“, dass ich es doch gut meine.
Heute weiß ich: Ich muss mich nicht vor jedem rechtfertigen.
Eine einfache Strategie:
Mental eine Glaskuppel um dich ziehen.
Stell dir vor, dass kritische Worte außen abprallen, wenn sie nicht zu dir gehören.
Mein Mantra: „Das ist nicht meine Wahrheit.“
3. Lass Kritik nicht ungefiltert in dein Selbstwertgefühl sickern
Stell dir Kritik wie eine E-Mail vor. Nicht jede Nachricht muss geöffnet werden. Du entscheidest, was du liest und was im Spam-Ordner landet.
Wenn mich heute eine Kritik trifft, frage ich mich:
- Ist das etwas, das ich verbessern kann oder möchte?
- Oder spiegelt es nur die Meinung einer Person wider, die meine Werte nicht teilt?
4. Erkenne, dass du nicht für die Gefühle anderer verantwortlich bist
Ein Narzisst aus meiner Vergangenheit sagte mir einmal: „Du machst mich wütend.“ Als wäre ich für seine Emotionen zuständig. Nein!
Jeder Mensch ist für seine eigenen Gefühle verantwortlich.
Wenn jemand dich kritisiert, weil du dein Ding machst, dann ist das sein Thema, nicht deins.
5. Übe dich in Selbstmitgefühl statt Selbstkritik
Früher war meine erste Reaktion auf Kritik: „Oh nein, ich habe es wieder falsch gemacht.“ Heute sage ich mir: „Ich bin ein Mensch. Ich wachse. Und ich muss nicht perfekt sein.“
Selbstmitgefühl bedeutet, dass du dir selbst die gleiche Freundlichkeit entgegenbringst, die du deiner besten Freundin schenken würdest.
Statt „Warum passiert mir das immer?“ frage dich:
- „Was brauche ich gerade, um mich zu beruhigen?“
- „Wie würde ich meine beste Freundin in dieser Situation unterstützen?“
Fazit: Kritik ist nicht das Problem – unsere Reaktion darauf macht den Unterschied
Es wird immer Menschen geben, die dich hinterfragen, die dich kritisieren, die dich verunsichern wollen. Das gehört dazu, wenn du als hochsensible Mama sichtbar wirst, deinen eigenen Weg gehst und dein Licht nicht mehr dimmst.
Mein Unterschied zu früher? Ich nehme Kritik nicht mehr als Maßstab für meinen Wert. Ich weiß, wer ich bin. Und das kannst du auch lernen.
Also, wenn das nächste Mal jemand kommt und meint, dir ungefragt seine Meinung über deine Erziehung, deinen Beruf oder dein Leben mitteilen zu müssen, dann atme tief durch, lächle innerlich und erinnere dich:
„Das ist seine Meinung. Aber nicht meine Wahrheit.“
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